Bühne, Freunde, Kunst & Kultur

Nicola Pecci – Toscano DOC

Nicola, für mich warst du immer Schauspieler und Liedermacher … jetzt auch Schriftsteller?

Das ist sehr freundlich, aber ich würde mich nun wirklich nicht als Schriftsteller bezeichnen. Sagen wir so, die Begegnung mit dem Schreiben eines Buches ist aus einer Notwendigkeit heraus entstanden und war alles andere als ein Spiel: unterhaltsam ja, aber auch sehr anstrengend.

Nicola Pecci mit einem einzigen Wort zu beschreiben ist fast unmöglich – wenn überhaupt, dann mit vielseitig. Er ist Theaterschauspieler, Sänger, Liedermacher, ein bisschen Schriftsteller und noch vieles mehr. Er lebt in Vaiano, in der Nähe von Florenz, wo er auch aufgewachsen ist.

Uns verbindet eine lange Freundschaft und die Gemeinsamkeit, das Schöne in Worten zu finden.

Nicola, vor einigen Jahren lernten wir uns bei einem Konzert mit Deiner früheren Band I Tre Toni Fuori kennen. Im Bebop, einem der damals beliebtesten Live-Musik-Clubs von Florenz. Seitdem ist viel passiert, Du hast verschiedene Formen der darbietenden Kunst kennengelernt und ausprobiert. Heute bist Du vor allem auf den toskanischen Theaterbühnen zu Hause. Wo nahm dieser Weg seinen Anfang?

Ich kann mich glücklich schätzen, eine bedeutende Ausbildung genossen zu haben, an der Bottega Teatrale des großen Schauspielers Vittorio Gassman, dem wahrscheinlich größten italienischen Theaterschauspieler aller Zeiten. Während meiner Ausbildung habe ich begonnen, viele Bücher zu lesen. Dabei habe ich auch die Schönheit und Wichtigkeit der Worte entdeckt. Ich habe sofort die Lust zu schreiben verspürt, anfangs in Tagebuchform. Ich habe mich literarisch ausgetobt und bin auf die Idee gekommen, Lieder zu schreiben. In den vergangenen Jahren habe ich es dann endlich geschafft, die Form von Theater zu verwirklichen, die mich am meisten interessiert: das Lied-Theater.

Und wie ging es nach Deiner Ausbildung weiter? Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach ist, sich einen Namen als Schauspieler oder Sänger zu machen und davon seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Naja, ich bin einfach dran geblieben. Nichts konnte mich aufhalten. Ich habe meine kleineren Jobs an den Nagel gehängt und mich voll auf das Schreiben von Liedtexten und Theaterstücken konzentriert. Natürlich war es nie einfach, sich damit über Wasser zu halten und ich musste auch, sagen wir, alternative Lösungen finden. Ich habe mich und meine Stimme auch für etwas weniger „noble“, aber immer interessante und unterhaltsame Künste zur Verfügung gestellt, wie z. B. Werbespots, Synchronisation von amerikanischen Filmen und Werbejingles. Aber ich möchte wiederholen, dass ich immer Spaß dabei hatte und mich nie unter Wert verkauft gefühlt habe.

 

Gab es einen bestimmten Moment, von dem Du sagen würdest, dass er entscheidend für Deine weitere Karriere war oder hast Du einfach immer weitergemacht und nach und nach die Aufmerksamkeit des Publikums gewonnen?

Im Laufe meiner Karriere habe ich das Glück gehabt, viele wichtige Menschen zu treffen, sowohl aus der Musik als auch vom Theater. Persönlichkeiten, die mich sehr stimuliert und mir vieles beigebracht haben. Und ich muss sagen: Je „größer“ diese Persönlichkeiten waren, desto bescheidener waren sie. Diese Begegnungen haben zwar nicht zu einer wirklichen Wende geführt, sie haben mir aber sehr viel Kraft gegeben, die richtig schwierigen Momente zu meistern und künstlerisch zu wachsen. Das Erreichen der Schönheit kostet im Grunde immer sehr viel Kraft.

Einige dieser Begegnungen haben aber auch Konkretes hervorgebracht. Beispielsweise ein Stück über das Leben von Sergio Endrigo (großer Liedermacher der 60er Jahre und Gewinner des Festivals von San Remo), dank der Unterstützung seiner Tochter Claudia, und vor Kurzem ein Stück über das Leben von Franceso Nuti (Regisseur und Schauspieler, Kassenschlager des italienischen Kinos der 80er und 90er Jahre). In der Musik waren die Zusammenarbeit mit dem Rocker Piero Pelù (Frontmann von Litfiba) und dem Jazz-Pianisten Stefano Bollani besonders erfolgreich.

Das, was mir aber immer wieder die Kraft gegeben hat, nicht loszulassen, war mein großer Wunsch, aus meinem Leben ein einzig großes Lied zu machen.

Ich sehe, dass Du in den sozialen Netzwerken zur Zeit viel von einem Projekt sprichst, das sich Pietro Pan nennt. Würdest Du uns darüber etwas erzählen?

Es ist ein Projekt, das mir sehr am Herzen liegt. Vor allem ist es ein Theaterstück, das ich selbst geschrieben habe, mit meinen bisher unveröffentlichten Liedern. Aber es ist auch eine CD und das anfangs besagte Buch. Es ist die Geschichte eines verkannten Liedermachers, der selbst wiederum denkt, der Beste von allen zu sein. An diesem Punkt versteht man auch schon, dass die Atmosphäre die einer Kommödie ist, mit Spitzen von Melancholie und Verrücktheit. Es ist die Geschichte einer Reise zweier absolut unterschiedlicher Persönlichkeiten, sowohl in Bezug auf das Alter als auch auf den Charakter, die jedoch verstehen werden, dass sie sich viel ähnlicher sind, als sie am Anfang gedacht hätten. Denn was ist schon das Leben, wenn nicht die Kunst der Begegnung?

Grazie Nicola.

Das Interview mit Nicola in italienischer Sprache findet ihr HIER.